NIDDA – Adolf Prasse ist 81 Jahre alt, kam als Kind mit seiner heimatvertriebenen Familie aus dem Egerland nach Nidda, arbeitete zunächst in der Papierfabrik, dann in Verwaltungsaufgaben.
Herr Prasse, warum sind Sie 1969 in die SPD eingetreten?
Ich war der Meinung, dass die Interessen der breiten Bevölkerungsmehrheit, zu der ich mich zähle, am besten von der SPD vertreten werden. Vieles war damals dem hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn zu verdanken, den ich bis heute für einen der besten hessischen Landespolitiker halte. Er hat den sozialen Wohnungsbau vorangetrieben, die dörfliche Infrastrukturentwicklung durch Bau von Bürgerhäusern und anderes mehr.
Sie waren nicht nur kommunalpolitisch, sondern auch in Vereinen aktiv.
Ich war 15 Jahre lang Vorsitzender des Fußballvereins VfB. In der selbstständigen Gemeinde Ober-Schmitten wurde ich stellvertretender Schriftführer des Gemeinderates und war von 1970 bis 1974 und von 1978 bis 1982 Ortsvorsteher von Ober-Schmitten. Später war ich zehn Jahre lang im Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse Büdingen und im Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde.
Mit welchen Gefühlen denken Sie an die SPD zur Zeit Ihres Parteieintritts und in den 1970er Jahren zurück?
Mit Stolz und Achtung. Auf allen Parteiebenen waren profilierte Persönlichkeiten, talentierte Politiker am Werk, auf Bundesebene Willy Brandt, Helmut Schmidt und in einer Generation davor Erich Ollenhauer und Carlo Schmid. Im Kreis habe ich die Landräte Kurt Moosdorf und Herbert Rüfer geschätzt wie auch den Bad Vilbeler SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Marx, den Butzbacher Bürgermeister Karlheinz Hofmann und den Düdelsheimer Kommunalpolitiker Otto Geyer.
Gab es Zeiten, wo Sie mit dem Gedanken gespielt haben, wieder aus der Partei auszutreten?
Ja, vor allem wenn parteiinterne Streitigkeiten auf Bundesebene öffentlich ausgetragen wurden. Da dachte ich: Wir an der Basis strampeln uns für die Partei ab und die da oben zerfleischen sich! Aber ich glaube, Mitglieder aller Parteien brauchen Stehvermögen.
Sie gehören heute zu den Senioren – müsste Ihre Partei, müssten alle Bundestagsparteien mehr für diese Zielgruppe tun?
Die von der SPD vorangetriebenen Pflegestärkungsgesetze in drei Abschnitten von 2015 bis 2017 haben die Leistungen für Pflegebedürftige um 50 Prozent gesteigert. Seither gibt es auch Hilfen für seelische und kognitive Einschränkungen, etwa bei Demenz-Erkrankungen. Mir gefallen die Pläne von Sozialminister Huberts Heil zur Grundrente und damit zur Alterssicherung von Geringverdienern vorstellt, ich wünsche ihm viel Erfolg bei der Durchsetzung.