SPD und Grüne fordern, in Nidda Ausstoß der Treibhausgase deutlich zu reduzieren
(dör). Einen umweltpolitischen Antrag legten SPD und Bündnisgrüne in der Niddaer Stadtverordnetenversammlung in Eichelsdorf vor. „Die Stadt Nidda“, so der Antrag, „ist sich ihrer Rolle im globalen Umfeld und ihrer Verantwortung bewusst und verpflichtet sich intensiv, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase in der Kommune bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um mindestens 95 Prozent im Vergleich der Emissionen von 1990 führen.“ Gleichzeitig solle „mit konsequenten Maßnahmen“ das Ziel umgesetzt werden, den Endenergiebedarf der Kommune bis 2050 zu senken.
„Der Klimawandel ist Realität“, begründete Marcus Stadler (Grüne) die Forderung. Der vom Menschen verursachte Einfluss seit Beginn der industriellen Revolution durch die verstärkte Emission von klimaschädlichen Treibhausgasen gelte „erwiesenermaßen als maßgeblicher Faktor“. Der Wandel vollziehe sich mit unbekannter Geschwindigkeit und führe zu gravierenden Veränderungen, welche die Anpassungsfähigkeit von Mensch und Umwelt übersteige. „Der Weltklimarat“, so der Stadtverordnete weiter, „schlägt vor, einen Anstieg der globalen Mitteltemperatur um zwei Grad Celsius als maximal tolerierbare Erwärmung zum Erhalt einer lebenswerten Biosphäre zu betrachten.“ Markante Häufungen von Starkwetterereignissen wie lange Trockenheiten, Starkwinden und Überschwemmungen im vergangenen Jahrzehnt, „gerade auch in unserer Region“, könnten schon als Vorboten des Klimawandels betrachtet werden.
Alle Bestrebungen und Initiativen für den Klimaschutz lebten von ihrer realen Umsetzung. In der Kommune müsse umgesetzt werden, was in den UN-Klimakonferenzen, auf Bundes- oder Landesebene beschlossen werde. „Wir wollen die Ziele der Nationalen Klimaschutzinitiative der Bundesregierung zur Anwendung bringen und orientieren uns an den Richtwerten für engagierte Kommunen“, führte Stadler weiter aus.
Thomas Eckhardt (SPD) vertiefte das komplexe Themenfeld anschließend intensiv und schloss mit der Aufforderung „Alle müssen mitgenommen werden“. Norbert Faust (Bürger-Liste) entgegnete, dass „Überzeugung statt Verordnung“ in jedem Falle der bessere Weg im Umgang mit den Bürgern sei. „Binnen 39 Jahren sollen die in Nidda lebenden Menschen und Tiere – vergessen wir nicht, dass ein Großteil der Treibhausgase durch Methaneinträge aus der Viehhaltung erwachsen – antragsgemäß den häuslichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen sowie unter den durch Kraftfahrzeuge bedingten Schadstoffausstoß um mindestens 95 Prozent gegenüber der 1990 gemessenen Werte reduzieren. Ein utopisches Ziel, zu abstrakt und noch ohne Substanz.“ Hier müsse der Bund „sein Ding machen“ und entsprechende Subventionen und Förderprogramme anschieben. „In der kommunalen Selbstverwaltung“, so Faust weiter, „haben wir, kostenneutral, ganz andere und sehr konkrete Möglichkeiten“. Er plädierte unter anderem für Energiegenossenschaften und Photovoltaikanlagen. „Auf diesen Zug sollte Nidda schnell aufspringen. Gleichzeitig muss der Energiebedarf der Kommune selbst deutlich gesenkt werden“. Für die Bürger-Liste schlug Faust vor, den Antrag dahingehend abzuändern, dass die Stadt „ein verbindliches Umwelt- und Energiekonzept“, erstellt, „um die Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase in der Kommune zu intensiveren. Gleichzeitig ist ab sofort mit jeder Bau- oder Sanierungsmaßnahme in oder an städtischen Gebäuden und Anlagen der jeweilige anlagenbezogene Endenergiebedarf deutlich zu reduzieren.“
Hans-Jürgen Gerlach (CDU) zeigte sich „verwundert“. Er stellte fest, dass der Antrag einen „Kraftakt“ beinhalte und ging auf einige Details ein. So machte er darauf aufmerksam, dass die erste Phase, also die Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase in der Kommune um 40 Prozent, bereits in den nächsten acht Jahren bewerkstelligt werden solle. Es stelle sich die Frage, wie der Vergleichswert – die Emissionszahlen des Jahres 1990 – jetzt für die Kommune festgestellt werden soll.
Auf einstimmigen Beschluss wurde der Antrag in den zuständigen Umweltausschuss überwiesen, der sich demnächst mit dem Thema befasst.
Quelle: Kreis-Anzeiger